„Luxusküchen sind zeitgemäßer“
Luxusküchen haben das Auto als Statussymbol überholt. Warum sie viel besser zu den veränderten Werten der Gesellschaft passen, sagt der Münchner Design-Professor Kilian Stauss im Interview.
eggersmann: Was macht für Sie heute eine Luxusküche aus?
Kilian Stauss: Luxus hat sich von einem stark negativ gefärbten Begriff – als Verschwendung oder Liederlichkeit – zu einer positiven Bezeichnung für das Außergewöhnliche entwickelt. Das passt gut zu den heutigen Bedürfnissen der Menschen, die auf der Suche nach Selbstverwirklichung und auch Selbstoptimierung sind. Mit Küchen finden sie einen Ort, wo das in besonderer Weise möglich ist – sowohl ästhetisch als auch ganz praktisch durch Essen und Trinken. Dieses sinnliche Vergnügen wird heute gottlob nicht mehr verurteilt, sondern als Teil eines erfüllten Lebens erkannt. Küchen, die das optimal ermöglichen, das sind für mich Luxusküchen.
Ist eine teure Küche automatisch auch eine Luxusküche?
Nein, es geht da noch um andere Aspekte. Der rein materielle Wert ist nur das eine. Wobei die Küche das Auto auch in dieser Hinsicht als Statussymbol inzwischen fast abgelöst hat. Bei hochwertigen Küchen geht es heute bekanntlich um ähnliche Investments wie bei Luxuslimousinen. Aber das, was ich mit der Küche tue, hat eine ganz andere sinnliche Ebene. Wenn man sich anschaut, wie Menschen die Welt erfahren – also mit ihren Händen, mit ihren Sinnesorganen – dann wird da unglaublich viel durch Küchen angesprochen.
„ICH KANN ETWAS GESTALTEN, DAS TATSÄCHLICH EINMALIG IST“
Warum ist das den Menschen wichtiger geworden?
Die gesellschaftlichen Werte haben sich verändert, die Bedeutung von Ökologie, Gesundheit, Gemeinschaft und Fitness. Dem wird man mit einer außergewöhnlichen Küche sehr viel mehr gerecht. Ein Luxusauto ist eine technische Meisterleistung, aber man sitzt darin alleine und verursacht ökologische Probleme. Küchen dagegen sind eine Art Brunnen der Gesundheit und der neue Treffpunkt der Gemeinschaft. Technische Meisterleistungen sind sie oftmals obendrein. Dabei sind sie ausgesprochen nachhaltig, weil ihre gestalterische und handwerkliche Qualität langfristig angelegt ist. Deshalb passen Luxusküchen deutlich besser in das heutige Werteprofil und sind das wesentlich kultiviertere Statussymbol.
Und sie sind zu etwas geworden, mit dem man sich als Individuum ausdrückt.
Es stimmt, dass Menschen sich gerne über ihre Küche ausdrücken. Aber die Frage ist, ob sich wirklich eine Einzelperson darin ausdrückt oder nicht vielmehr eine ganze Familie oder Lebensgemeinschaft. Denn anders als das Auto, das oft ein großes Ego transportiert, ist die Küche ein Ort des „Wir“ geworden. War sie noch in den 1980er-Jahren ein abgesonderter Raum für die Hausfrau als Einzelperson, steht sie heute im Mittelpunkt offener Architekturen und gehört allen. Man muss die Küche deshalb im Kontext der gesamten Innenarchitektur sehen, in die sie sich einfügt und über die die Bewohner sich ausdrücken.
Wobei sie mit außergewöhnlichen Küchen eine besondere Vielfalt an Gestaltungs- und Ausdrucksmöglichkeiten finden.
Das ist richtig. Wenn man sich im Vergleich die Parameter anschaut, über die ich beim Kauf einer Couch entscheiden muss, sind das vergleichsweise wenige. Bei einer Küche gibt es viel mehr Details und Komponenten. Ich kann etwas gestalten, das tatsächlich einmalig ist, besonders bei den Oberflächenmaterialien. Eine Natursteinoberfläche mit einem tollen Schnittbild zum Beispiel ist wirklich meine Platte, die sonst niemand hat. Selbstverständlich ist das eine Frage des Geldes: Je mehr ich zu investieren bereit bin, desto mehr sind solche nicht wiederholbaren Dinge möglich. Auch das macht eine Luxusküche aus. Aber auch sonst gibt es bei Küchen eine hohe Identifikation des Käufers mit dem Produkt. Die entsteht Schritt für Schritt in dem aufwendigeren Planungsprozess, der mit Blick auf unterschiedliche Grundrisse und persönliche Präferenzen nötig ist. Bei einem sehr hochwertigen Anbieter wie eggersmann ist das Ergebnis dann ja immer äußerst individuell.
„IN DEN GENUSS VIELER FUNKTIONEN KOMMEN, ABER MIT RUHE FÜRS AUGE“
Schaut man sich die Endprodukte an, wirken die heute dennoch oft dezent und zurückhaltend. Worauf führen Sie das zurück?
Darauf, dass Premiumküchen sich heute zuallererst als Teil einer Innenarchitektur begreifen und erst dann als Funktionsort. Wenn ich mir die großen solitären Küchenmodule anschaue, dann ist das eher die Sprache eines architektonischen Baukörpers. Die Funktionseinheiten werden darin perfekt integriert und bei Nichtbenutzung oft sogar hinter verschiebbaren Frontelementen unsichtbar gemacht.
Ist das vergleichbar mit dem Minimalismus der modernen digitalen Endgeräte, hinter denen sich wahre Multifunktionswunder verbergen?
Diese Analogie sehe ich auch. Wir leben heute in einer wesentlich komplexeren Welt als früher und besitzen auch mehr Gegenstände als noch vor 20 oder 30 Jahren. Gleichzeitig behaupten alle, Minimalisten zu sein (lacht). Für Küchen führt das zu der Herausforderung, dass eine Vielzahl von Funktionen in ein homogenes Gesamtbild gebracht werden muss. So kommt es zu dem ikonischen schwarzen Monolithen. Man möchte in den Genuss all dieser Funktionen kommen, will aber trotzdem Übersichtlichkeit und Ruhe fürs Auge. Dieses ästhetische „Simplify your Life“ ist ebenfalls zentral für ein zeitgemäßes Verständnis von Luxusküchen.
Wir machen die Erfahrung, dass dazu noch ein anderer Aspekt gehört: dass es über die Küche etwas zu erzählen gibt.
In der Tat sprechen die Leute gerne über ihre Küche, eben weil die Werte, die eine Luxusküche heute ausmachen, nicht immer auf den ersten Blick sichtbar sind. Will ich anderen vermitteln, was meine individuelle Wahl an Materialien, Features und Details ausmacht, muss ich ihnen davon erzählen. Generell ist die Statusanzeige ja eine Form von Kommunikation: Schau mal, ich habe da etwas ganz Besonderes. Und immer geht es auch um eine Bedeutungsaufladung: Wo kommt diese Küche her, was ist die Philosophie des Herstellers? Das kann man anderen nur vermitteln, wenn man darüber spricht. Wobei für mich Design selbst eine Form von Sprache ist, die Objekte mit Menschen in eine Form von Kommunikation bringt.
„DIESE KÜCHEN DRÜCKEN EINE GROßE BEGEISTERUNG FÜR MODERNE ARCHITEKTUR AUS“
Wenn Sie sich Küchen von eggersmann ansehen, was erzählen die Ihnen?
Die Küchen drücken eine große Begeisterung für Architektur aus. Wenn jemand eine Affinität zu moderner Architektur hat, dann muss ihn auch eggersmann ansprechen. Die Küchen von eggersmann vermitteln mir, dass sie sich nicht als abgegrenzt von den sonstigen Räumen des Wohnens sehen, sondern sich als essenzieller Bestandteil des Ganzen verstehen – auf architektonischer Augenhöhe.
Diese Küchen, die im Mittelpunkt moderner Architekturen stehen, werden gerne mit der Lagerfeuer-Metapher beschrieben. Passt das Ihrer Auffassung nach?
Dafür spricht viel. In den 1980-Jahren galt noch der Fernseher als das Lagerfeuer, um das sich alle versammelten. Seither hat sich das Mediennutzungsverhalten deutlich gewandelt: Jeder bringt sein eigenes Endgerät mit. Es leuchtet ein, dass die Küche deshalb diese soziale Funktion übernommen hat. Sie ist sehr gut geeignet als ein Ort, an dem auch Individualisten, die ständig auf ihre Handys und Tablets schauen, noch als Gemeinschaft zusammenfinden. Außerdem hat sich der soziale Tagesablauf stark verändert. War es früher noch so, dass die Hausfrau in ihrer abgesonderten Cockpitküche für die Kinder mittags ein Essen zubereitet hat, kommen heute alle erst im Laufe des Nachmittags oder abends nach Hause. Sie sind dann meist hungrig und strömen sofort in die Küche, den neuen Gemeinschaftsort. Zumindest war es vor Corona so.
„IN DER KÜCHE KÖNNEN AUCH INDIVIDUALISTEN ALS GEMEINSCHAFT ZUSAMMENFINDEN“
Aktuell arbeiten sehr viele Menschen im Homeoffice. Haben Sie schon Erkenntnisse, wie oft der Laptop auch in der Küche aufgeklappt wird?
Wer in dieser Situation, in der man als Familie viel Zeit zu Hause verbringt, eine moderne und offene Küche hat, die genug Platz für alle bietet, kann sich auf jeden Fall glücklich schätzen. Welche Rolle die Küchen im Homeoffice spielen, kann ich im Moment aber nur mutmaßen. Eine aktuelle Forschung dazu ist mir nicht bekannt. Ich vermute, dass im besten Sinne improvisiert wird. Früher hieß Homeoffice, dass gelegentlich mal einer der Erwachsenen von zu Hause aus gearbeitet hat. Heute hingegen machen in vielen Haushalten vier und mehr Leute gleichzeitig Homeoffice, beziehungsweise Homeschooling. Da entsteht eine Konkurrenz um Raum, bei der die Küche sicher nicht ausgespart wird. Zumal sie als Ort des Genusses immer lockt.
Wenn wir von Luxusküchen reden, haben wir als Deutsche erstmal die westliche Brille auf. Was sind Ihre Erkenntnisse, wie andere Kulturen das Thema sehen?
Da gibt es massive Unterschiede. In bestimmten Märkten Asiens etwa werden viele Designs und Materialien, die deutsche Kunden als hochwertig betrachten, ganz anders wahrgenommen. Dort gibt es in langen Kulturlinien völlig andere Präferenzen für bestimmte Metalle und Oberflächen. Meiner Meinung nach hat man im deutschen Küchendesign zu lange geglaubt, man könne unsere Ästhetik nach dem Drop-down-Prinzip einfach auf andere Märkte übertragen. Wobei eggersmann ein Anbieter ist, der die Vorlieben anderer Länder und Kulturen in Sachen Luxusküchen sehr gut bedient.
Prof. Dr. Kilian Stauss lehrt an der Fakultät für Innenarchitektur der Technischen Universität Rosenheim Möbeldesign. Daneben leitet er das Münchner Designbüro processform.
Die andere Dimension von Küche
Wir sind bereit, für die individuellen Wünsche unserer Kunden immer neue Wege zu gehen. Deshalb gibt es da einiges zu zeigen und erzählen.